Toxische Positivität
Es ist kein Zufall, dass wir im Feld der persönlichen Entwicklung und der Spiritualität immer öfter auf den Begriff toxische Positivität bzw. „toxic positivity“ stoßen.
Dieser Aspekt ist Teil des natürlichen Entwicklungsverlaufs, wenn wir uns mit dem Gesetz der Wechselwirkung (auch als „Gesetz der Anziehung“ bekannt), dem Manifestieren und/oder der Gedankenhygiene befassen. Die wiederum alle drei zusammenhängen.
Vereinfacht gesagt passiert Folgendes:
Wir entdecken, dass unsere Gedanken unsere physische Wirklichkeit nicht nur „beeinflussen“ sondern sie regelrecht erschaffen.
Das ist das Gesetz der Wechselwirkung: Das was wir ins Feld geben, wird mit der gleichen Energie beantwortet. Das Ergebnis ist die sogenannte Manifestation.
Konsequenterweise legen wir in der Folge mehr Wert darauf, unsere Gedanken und unsere Vorstellungskraft auf Gutes und Erhebendes auszurichten.
Wir üben bewusste Gedankenhygiene.
In vielen der Lehren zum Thema Gesetz der Anziehung/Manifestation/Gedankenhygiene gibt es eine Art Lücke, wenn es um das Thema „negative Gedanken“ geht. Und wie es nunmal so ist, wenn wir uns bei der Umsetzung von Theorien in der Praxis „durchwursteln“, entstehen durch solche Lücken Missverständnisse.
In diesem Fall führt das Missverständnis in seiner extremen Form zu dem Phänomen der toxischen Positivität.
Das Missverständnis besteht aus einer fehlerhaften Schlussfolgerung:
Teil 1:
Wenn es wahr ist, dass unsere Gedanken und Emotionen unsere Wirklichkeit erschaffen,
dann sind negative Gedanken und Emotionen schädlich, da sie die Wirklichkeit kreieren.
Teil 2:
Der Schaden lässt sich verhindern, indem ich meiner Negativität keine Energie/keine Aufmerksamkeit und keinen Ausdruck gebe, denn so hat meine Negativität keinen Einfluss auf den Vorgang der Manifestation.
Das Phänomen der toxischen Positivität ist deshalb so sehr verbreitet, weil dieser Schlusssatz zwar falsch ist – aber auch sehr naheliegend.
Unser Bewusstsein für bzw. unser Wieder-Erinnern an das Gesetz der Anziehung hat ja gerade erst begonnen. Und es sind die persönlichen Erfahrungen im Umgang damit, die uns begreifen lassen, was die Theorie tatsächlich bedeutet.
Was ist also an diesem Schlusssatz falsch?
Zu behaupten, negative Gedanken oder Gefühle haben eine per se schädliche Auswirkung auf die Schöpfung unserer Wirklichkeit ist zu kurz gegriffen. Genau genommen sind es nämlich nicht (alleine) unsere Gedanken und Emotionen, die unsere Wirklichkeit erschaffen – sondern unser Umgang mit ihnen.
Was machen wir mit den Gedanken und Emotionen, die unkontrolliert auftauchen?
Wenn wir ihnen (und somit uns selbst) liebevoll in unserem Bewusstsein begegnen, dann manifestieren wir damit keineswegs etwas Negatives. Im Gegenteil: wir geben damit unserem höheren Bewusstsein Ausdruck, welches in der Lage ist unsere menschliche Situation aus einer höheren Warte zu überschauen. Damit können wir tatsächlich sehr kraftvoll negative Muster beenden oder wandeln – was nichts anderes als eine positive Manifestation unseres Wesens ist.
Wenn wir jedoch – aus der Vorstellung heraus, negative Gedanken und Emotionen seien schädlich – uns eine Maske aus Positivität aufsetzen, dann senden wir damit nicht unbedingt ein erhebendes Signal ins Feld. Denn es kommt dabei ganz auf unsere innere Wirklichkeit an – sie bestimmt letztlich, welche Energie ausgesendet wird. Da ist es ganz wichtig zu differenzieren.
Es gibt durchaus Situationen, wo das Überspielen von inneren Ängsten (oder innerer Negativität) dazu führen kann, dass wir uns erheben („Fake it till you make it“).
Im Fall der toxischen Positivität jedoch führt das Überspielen dazu, dass wir uns durch das Vortäuschen selbst Leid zufügen – wir signalisieren uns selbst, dass unsere innere Gefühlswelt keinen Wahrheitsgehalt und keine Berechtigung hat. Das kann nicht nur eine innere Wunde verstärken, sondern auch nach Außen das Signal ins Feld geben „Meine Gefühle sind falsch/Ich bin falsch“ – was mit einer entsprechenden Energie beantwortet wird.
Wie gesagt, es ist ganz wichtig, das differenziert zu betrachten. Am besten gehst Du nach Deinem jeweiligen Gefühl in einer konkreten Situation.
Folgende Fragen können Dir dabei helfen, Deiner Wahrheit auf den Grund zu gehen:
Fühlt es sich bestärkend an, wenn ich an dieser Stelle meiner („negativen“/“schwachen“) Gedanken- und Gefühlswelt keinen Ausdruck gebe? Im Sinne von: glaube ich wahrhaftig daran, dass es mir gut tut, wenn ich meine Empfindungen für den Augenblick beisete lege und mich einfach intuitiv durch die (unbekannte) Situation führen lasse?
Oder fühlt es sich an, als würde ich durch ein Beiseiteschieben meiner inneren Gedanken- und Gefühlswelt mir selbst zu verstehen geben „Das, was Du empfindest zählt nicht“?
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