Warum Schattenarbeit nicht funktioniert
Aus Schatten werde Licht. Genau das ist das Problem: in der bewussten persönlichen Entwicklung befassen wir uns zwar gerne mit dem, was nicht läuft, mit unseren Verletzungen, mit dem, wo wir uns selbst im Weg stehen.
Aber wie tun es selten aus einen genuinen Interesse heraus. Meist wollen wir etwas, das nicht so ist, wie wir es gerne hätten, „in den Griff bekommen“.
Der Wunsch ist verständlich und sehr menschlich. Wer findet es schon angenehm zu leiden?
Diese Art, die Schattenseiten des Lebens „in den Griff bekommen“ zu wollen, um sie in Licht zu verwandeln, ist dennoch genau das, was uns hindert, unser Ziel – glücklich zu sein, uns wohl zu fühlen – zu erreichen.
Es macht für das Ergebnis einen gravierenden Unterschied, etwas ändern zu wollen oder sich ganz auf etwas einzulassen.
Letzteres ist erfordert zwei Dinge:
Erstens, das Verständnis, dass es etwas Wertvolleres und Erfüllendes gibt als permanentes Wohlbefinden: nämlich zu wachsen und ECHTE Harmonie anzustreben. Letztere kann nicht entstehen, wenn wir uns nicht die Mühe machen, zu verstehen, warum wir, die Welt, die Dinge so sind wie sie sind. Woher wir kommen. Warum wir an genau diesem Punkt sind.
Zweitens fordert es das Bewusstsein, dass der natürliche Zustand Veränderung ist. Es wird leichter, uns auf das Unbehagen einzulassen, wenn wir uns vor Augen halten, dass es dieses natürliche Streben nach Entwicklung, Ausdehnung, Verwandlung gibt. Dass Schmerz vorüber geht.
Warum die Ausrichtung auf Wachstum und Erkenntnis wertvoller ist als Ausrichtung auf Wohlbefinden? Weil sie auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit hinführt. Wahrheit und Wahrhaftigkeit führen zu Harmonie, zu echtem Wohlbefinden. Zur tatsächlichen Wandlung von Schatten in Licht.
Sich auf Wohlbefinden auszurichten führt hingegen oft dazu, Wahrheit gar nicht zulassen zu können. Denn wenn es um die Wahrheit in Zusammenhang mit unseren Schatten, ungeheilten Verletzungen geht, dann führt sie geradewegs in den Schmerz – also erstmal weg vom Wohlbefinden, tiefer ins Unglücklichsein.
Wer es ernst meint mit dem eigenen Wohlbefinden, muss bereit sein sich einzulassen auf das tiefste Unwohlsein.
Muss sich aufrichtig für die Schatten interessieren. Nicht um sie zu etwas anderem zu machen. Sondern um sie als Lehrer anzunehmen, sich zur Aufgabe machen, ihre Botschaften wirklich verstehen zu wollen.
Um sich selbst durch sie zu einer/einem anderen machen zu lassen. Genau genommen, um immer mehr zu der/dem zu werden, wer wir wahrhaftig sind.